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Die Covid-19-Pandemie und die betriebliche Ausbildung

Corona und Ausbildung? Auszubildende und Betriebe blicken auf eineinhalb Jahre Pandemie zurück. Welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben und wie sie auf das neue Ausbildungsjahr schauen, zeigt unser Listical.

Die Pandemie hatte starke Auswirkungen auf das Ausbildungsgeschehen der letzten eineinhalb Jahre. Dies begann bereits mit dem ersten Lockdown und damit in der zweiten Hälfte des Ausbildungsjahrs 2019/20:

  1.  
     

    Nur in 4 Prozent der ausbildenden Betriebe hatte die Pandemie im vergangenen Ausbildungsjahr 2019/20 keine Auswirkungen auf die Ausbildung, das zeigte eine Befragung des BIBB 2020. Jedoch hingen die Auswirkungen stark von den jeweiligen Branchen ab.

  2.  
     

    Rund 12 Prozent aller Betriebe, die von Auswirkungen auf die Ausbildung berichteten, nutzten in dieser Zeit Kurzarbeit auch für ihre Auszubildenden.

  3.  
     

    Weitere 8 Prozent der Betriebe mussten sogar Auszubildende freistellen.

    • Besonders betroffen waren Betriebe im Gastgewerbe: Hier mussten rund 35 Prozent der Betriebe für ihre Auszubildenen Kurzarbeit beantragen, 15 Prozent stellten Auszubildende frei.
  4.  
     

    Rund 20 Prozent der Betriebe konnten ihren Auszubildenden Home Office anbieten:

    • Diese Möglichkeit gab es allerdings vor allem in Großunternehmen (49 Prozent). Dagegen konnte nur bei 9 Prozent der Kleinstunternehmen die Arbeit auch von zu Hause erledigt werden.
    • Verstärkt arbeiteten Auszubildene von zuhause in den Branchen der Industrie und des Handels (43 Prozent) sowie im öffentlichen Dienst (50 Prozent). Im Handwerk konnten nur 12 Prozent der Betriebe Homeoffice anbieten.
  5.  
     

    Rund 15 Prozent der befragten Betriebe hatten aufgrund der Pandemie digitale Medien für die Ausbildung eingeführt oder planten dies zu tun. Weitere 39 Prozent hatten bereits vor der Pandemie digitale Medien für die Ausbildung eingeführt.

  6.  
     

    Nur in 36 Prozent der Betriebe konnten die Auszubildenden die Berufsschule besuchen. In weiteren 53 Prozent erhielten die Auszubildenden von der Berufsschule Aufgaben zum Selbstlernen.

  7.  
     

    Trotz dieser Herausforderungen brachen 2020 im Vergleich zum Vorjahr weniger Menschen ihre Ausbildung ab: Nach einer Analyse des BIBB sank die Vertragslösungsquote auf rund 25 Prozent (2019: 26,9 %).

  8.  
     

    Auch der Anteil der erfolgreich abgeschlossenen Abschlussprüfungen blieb mit mehr als 92 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stabil.

Die Folgen der Pandemie wirkten sich auch darauf aus, ob Betriebe für das Ausbildungsjahr 2020/21 neue Auszubildende einstellten, wie eine Befragung des IAB zeigte:

  1.  
     

    In lediglich der Hälfte (51 Prozent) der Betriebe, die Ausbildungsplätze anbieten wollten, hatte die Pandemie keine Auswirkungen auf die Besetzung der Ausbildungsplätze.

    • 35 Prozent der Betriebe berichteten von einem erschwerten Besetzungsprozess von Ausbildungsstellen.
    • Rund 20 Prozent der Betriebe gaben die geplante Besetzung von Ausbildungsplätzen sogar ganz auf.
  2.  
     

    Im Ergebnis führte dies zu einem deutlichen Rückgang der angebotenen Ausbildungsplätze um 8,8 Prozent. Hinzu kam, dass ausgeschriebene Ausbildungsstellen vermehrt nicht besetzt wurden.

Aber auch die Jugendlichen hatten aufgrund der Auswirkungen der Pandemie mit Herausforderungen bei der Ausbildungsstellensuche zu kämpfen:

  1.  
     

    Rund 60 Prozent der 14-20-jährigen Schülerinnen und Schüler berichteten bereits im Juli 2020 in einer repräsentativen Befragung, dass sie ihre aktuellen Chancen auf einen Ausbildungsplatz aufgrund der Pandemie als schlechter einschätzten.

  2.  
     

    Ende 2020 gaben in einer Befragung des BIBB rund 50 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber an, dass die Suche nach einem Ausbildungsplatz aufgrund der Pandemie für Sie mit Stress, großer Anstrengung und Angst verbunden war.

  3.  
     

    27 Prozent der befragten Bewerberinnen und Bewerber hatten im Zuge der Pandemie ihre Berufswünsche angepasst.

  4.  
     

    Einige Jugendliche zogen sich ganz aus dem Ausbildungsmarkt zurück: Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Prozent.

  5.  
     

    Im Ergebnis führte die Reaktion der Betriebe und der Jugendlichen zu einem deutlichen Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2020/21 (zum 30. September 2020): Im Vergleich zum Vorjahr gingen diese um rund 11 Prozent zurück, zeigte eine Analyse des BIBB.

Für das Ausbildungsjahr 2021/22 können bislang nur sehr vorläufige Einschätzungen getroffen werden. Vor dem Hintergrund der Entwicklung der vergangenen 1,5 Jahre stellen sich Jugendliche und Betriebe jedoch nach wie vor die Frage, wie es mit der betrieblichen Ausbildung in Zukunft weitergeht.

  1.  
     

    Anfang 2021 schätzten in einer erneuten Befragung bereits rund 71 Prozent der 14-20-jährigen Schülerinnen und Schüler ihre aktuellen Chancen auf einen Ausbildungsplatz als schlechter im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie ein.

  2.  
     

    Viele Jugendliche scheinen sich daher weiterhin aus dem Ausbildungsmarkt zurückzuziehen: Die Zahl der offiziell gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber sank zum Stand Juli 2021 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um knapp 8 Prozent.

  3.  
     

    Die Einschätzung der Schülerinnen und Schüler spiegelt sich auch in der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung wider: Fast jeder zehnte Ausbildungsbetrieb gab im Dezember 2020 in einer Befragung des BIBB an, aufgrund der Pandemie im neuen Ausbildungsjahr weniger oder gar keine Stellen anbieten zu wollen.

  4.  
     

    Auch die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bestätigen diesen Trend: Die Zahl der offiziell gemeldeten Ausbildungsstellen ging zum Stand Juli 2021 im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls um knapp 3 Prozent zurück.

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