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Quereinstieg in der Kita: Das sind die Voraussetzungen

Der Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung ist akut. Eigentlich gute Zeiten für Quereinstiege in Kindertagesstätten. Doch die Anforderungen sind hoch.

  • Laut Prognosen fehlen in Kindertageseinrichtungen bis 2030 mehr als 200.000 Fachkräfte.
  • Der Bedarf auch für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ist deshalb klar vorhanden.
  • Doch die Hürden für eine Beschäftigung in der Kinderbetreuung sind hoch.

Der Fachkräftemangel wird in Kindertagesstätten zum immer größeren Problem: Nach Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstituten wie Prognos oder der Bertelsmann Stiftung werden bis 2030, je nach Szenario, 199.000 Fachkräfte und mehr in deutschen Kindertageseinrichtungen fehlen. Einen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs könnten Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger leisten. Doch Menschen mit fachfremden Berufsabschlüssen müssen für eine Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen vergleichsweise hohe Auflagen erfüllen. Anders als in Beschäftigungsfeldern wie dem Groß- und Einzelhandel oder dem Tourismus sind Beschäftigungsmöglichkeiten in Kindertageseinrichtungen stark reglementiert. Den Weg eines Quereinstiegs in einen reglementierten Bereich zeigen wir am Beispiel von Kindertageseinrichtungen auf: welche Berufsbilder in Kindertageseinrichtungen üblich sind, welche Qualifikation es für einen Quereinstieg  braucht und welche Wege dafür offenstehen.

Berufe in Kindertageseinrichtungen

Diese Berufe gibt es in Kindertageseinrichtungen 

  Die Grafik zeigt eine Übersicht über das Personal in deutschen Kindertageseinrichtungen. Die Zusammenstellung des Personals ist nach Berufsabschlüssen aufgelistet. Die Daten stammen vom März 2021. Den größten Anteil des Personals in deutschen Kindertageseinrichtungen machen ausgebildete Erzieher/-innen mit 452.800 Personen aus. Diese bilden 64% des Personals in deutschen Kindertageseinrichtungen. An zweiter Stelle folgen Kinderpfleger/-innen mit 73.000 Beschäftigten, die 10% des Gesamtpersonals bilden. Auf drittem Platz folgen Beschäftigte mit einem akademischen Abschluss beispielsweise der Erziehungswissenschaften. Nachfolgend werden nach absteigender Relevanz weitere Berufsabschlüsse und Berufsfelder aufgeführt: Sozialassistent/-innen bzw. soziale und medizinische Helferberufe, Gesundheitsdienstberufe, Verwaltungs- und Büroberufe. Den kleinsten Anteil am Gesamtpersonal haben Verwaltungs- und Büroberufe mit 1% des Personals. Weitere 3% des Personals in deutschen Kindertageseinrichtungen haben einen Berufsabschluss, der nicht den genannten Bereichen zuzuordnen ist.    Weiter werden die Anteile derer angezeigt, die keinen bzw. noch keinen Berufsabschluss haben. 6% der Beschäftigten ist in noch in der Berufsausbildung oder im Anerkennungsjahr, 0,4% des Personals hat eine soziale oder sozialpädagogische Kurzausbildung und 2% des Personals haben keinen Berufsabschluss.

Staatlich anerkannte Erzieher*innen waren mit fast zwei Dritteln des gesamten Personals 2021 die größte Beschäftigtengruppe in den Kindertagesstätten Deutschlands, gefolgt von Kinderpfleger*innen mit einem Zehntel. 

Nur 2 Prozent bzw. 16.000 Beschäftigte in deutschen Kindertageseinrichtungen hatten 2021 keine akademische oder berufliche Ausbildung. Dazu zählen auch Personen, die in dem Zeitraum ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst (10.300 Personen) oder ein Praktikum gemacht haben.

Über die vergangenen Jahre sind die Qualifikationen in den Kita-Teams vielfältiger geworden. Heilerziehungspfleger*innen, Heilpädagog*innen, akademisch qualifiziertes Personal (z. B. mit Abschluss Sozialpädagogik, Erziehungswissenschaft) und Personal aus Gesundheitsberufen (z. B. Kinderkrankenpfleger*innen, Psycholog*innen) haben die Teams verstärkt (s. Grafik). Damit lässt sich auch ein Trend zu höheren Qualifikationen in Kindertageseinrichtungen beobachten.

Die Grafik zeigt, wie Teams deutscher Kindertageseinrichtungen im Jahr 2007 und im Jahr 2016 zusammengesetzt waren. Unterschieden wird dabei zwischen Erzieher Teams, die sich ausschließlich aus Erzieher/-innen zusammensetzen und traditionellen Teams, die neben Erzieher/-innen auch Kinderpfleger/-innen bzw. Sozialassistent/-innen im Team haben. Weiter wird nach akademisch erweiterten sozialpädagogischen Teams unterschieden. Diese bestehen neben Erzieher/-innen und Kinderpfleger/-innen aus einschlägig akademisch qualifiziertem Personal wie Absolvent/-innen der Erziehungswissenschaft, der Sozialen Arbeit oder Kindheitspädagogik. Heilpädagogisch erweiterte sozialpädagogische Teams umfassen neben Erzieher/-innen, Kinderpfleger/-innen und gegebenenfalls akademisch qualifiziertem sozialpädagogischen Personal auch Heilerzieher/-innen bzw. Heilerziehungspfleger/-innen oder Heilpädagog/-innen. Schließlich umfassen gemischte Teams neben all den genannten Berufsgruppen auch Personal mit anderen akademischen oder beruflichen Qualifikationen wie Kranken- und Altenpfleger/-innen, Psycholog/-innen, Lehrkräfte, soziale oder medizinische Helfer/-innen oder Personal ohne Berufsausbildung.    Die Grafik zeigt, dass im Jahr 2007 traditionelle Teams aus Erzieher/-innen und Kinderpfleger/-innen in deutschen Kindertageseinrichtungen am häufigsten waren. Sie machen 31% aller Teams aus. Direkt dahinter folgen Teams, die sich rein aus Erzieher/-innen zusammensetzen, und 30% aller Teams in deutschen Kindertageseinrichtungen im Jahr 2007 ausmachen. Mit 22% auf drittem Platz folgen gemischte Teams, die sich neben einschlägig qualifiziertem Personal auch aus Personal aus anderen akademischen oder beruflichen Qualifikationen zusammensetzen. Akademisch erweiterte sozialpädagogische Teams folgen auf viertem, heilpädagogisch erweiterte sozialpädagogische Teams auf fünftem Platz.    Im Jahr 2016 haben sich die Verhältnisse verändert. Der vierte und fünfte Platz sind gleich besetzt; sie machen aber jeweils einen größeren Anteil aus. Mit 28% am häufigsten sind im Jahr 2016 gemischte Teams. Auf vormals erstem und nun zweitem Platz liegen traditionelle Teams aus Erzieher/-innen und Kinderpfleger/-innen. Während diese zuvor 31% aller Teams in deutschen Kindertageseinrichtungen bildeten, haben sie nun noch einen Anteil von 23% aller Teams. Rein aus Erzieher/-innen zusammengesetzte Teams sind vom zweiten auf den dritten Platz gerutscht. Im Jahr 2007 machten sie 30% aller Teams , im Jahr 2016 machen sie nur noch 20% aller Teams in deutschen Kindertageseinrichtungen aus.

Teams in Kindertageseinrichtungen, die sich rein aus Erziehern*innen zusammensetzen sowie Teams, die sich nur aus Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen zusammensetzen, machten noch im Jahr 2007 61 Prozent aller Teams in deutschen Kindertageseinrichtungen aus. Neun Jahre später, im Jahr 2016 war der Anteil dieser Teams auf 43 Prozent gesunken.

Hohe qualifikatorische Voraussetzungen

Hohe qualifikatorische Voraussetzungen für einen Quereinstieg in einer Kindertageseinrichtung

Die Voraussetzungen für pädagogische Tätigkeiten in einer Kindertageseinrichtung legen die Bundesländer fest. Für Personen mit fachfremder Qualifikation oder ohne Qualifikation ist der Quereinstieg im gesamten Bundesgebiet praktisch kaum möglich (BMBFSFJ 2021). Die von den Ländern zugelassenen Berufsbilder wie Erzieher*in, Kinderpfleger*in, Sozialassistent*in, Heilerziehungspfleger*in, Heilpädagog*in setzen eine mehrjährige schulische Ausbildung voraus und akademische Berufsbilder ein einschlägiges Studium. Nur wer eine Ausbildung in einem verwandten Berufsbild hat, etwa in der Kinderkrankenpflege, kann in einigen Ländern durch eine Zusatzqualifizierung die notwendigen Voraussetzungen für eine Tätigkeit in einer Kindertageseinrichtung erfüllen (Weimann-Sandig et al. 2016). In der Regel ist für einen Quereinstieg bei einer Kindertageseinrichtung ein mehrjähriger, einschlägiger beruflicher Abschluss auf Fachschulniveau die Voraussetzung. Die Hürden sind also hoch.

Gleichzeitig werden Landesregulierungen vor dem Hintergrund des bestehenden Fachkräftebedarfs mit Blick auf die Anforderungen geprüft und teilweise angepasst, um Zugangswege in Kindertagesstätten zu erleichtern.

Ausbildungsvarianten

Ausbildungsvarianten sollen Quereinstieg in Kitas erleichtern 

Auch für die Qualifizierungswege sind die Bundesländer zuständig. Sie legen die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen der verschiedenen Berufe fest. Um Ausbildungen attraktiver zu gestalten und damit die Fachkräftegewinnung zu unterstützen, haben viele Länder ihre Ausbildungs- und Prüfungsordnungen überarbeitet. Dabei wurden zum einen die Möglichkeiten weiterentwickelt, relevante fachliche Kenntnisse oder relevante berufliche Erfahrungen in der Ausbildung anerkennen zu lassen und damit die Ausbildungszeit zu verkürzen (Grigc et al. 2018).

Zum anderen wurden die gängigen vollzeitschulischen Ausbildungsgänge vermehrt auch um Varianten ergänzt, die die Ausbildung für Quereinsteiger/-innen, männliche Bewerber und weitere Gruppen zugänglicher machen soll (Grigc et al. 2018). Zu diesen alternativen Varianten, die zu einem Ausbildungsabschluss führen, gehören die Externenprüfung, die Teilzeitausbildung und die praxisintegrierte Ausbildung.

 ExternenprüfungTeilzeitausbildungPraxisintegrierte Ausbildung
Format 
  • Ausbildungsinhalte werden im Selbststudium und/oder ggf. bei einem privaten Bildungsanbieter erworben
 
 
  • schulische Ausbildung wird in Teilzeit absolviert
  • höhere zeitliche Flexibilität ermöglicht parallele Kinderbetreuung/ Pflege von Angehörigen oder Erwerbstätigkeit
 
 
  • schulische Ausbildung wird in Teilzeit absolviert
  • schulische Ausbildung wird durch praktische Tätigkeit bei einer Kindertageseinrichtung ergänzt
  • Ausbildungsvergütung wird ausgezahlt
 
Voraussetzung 
  • In der Regel (abhängig von Landesregelung) relevante Praxiserfahrung im Berufsfeld der Ausbildung notwendig
  • Zulassung zur Externenprüfung erforderlich
 
 
  • schulisches Angebot an Teilzeitausbildung muss entsprechend vorhanden sein
 
 
  • erfordert einen Ausbildungsvertrag mit einer Einrichtung oder einer Fachschule
 

Quelle: Weimann-Sandig et al. 2016, Grigc et al. 2018, BMBFSFJ 2021; eigene Darstellung

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