Eine aktuelle IAB-Studie zeigt, dass sowohl gewünschte wie auch tatsächliche Arbeitszeiten im Mittel über alle Beschäftigten seit Beginn der 2010er Jahren gesunken sind. Führungskräfte arbeiten in der Regel allerdings weiterhin in Vollzeit und häufig auch über ihre vertragliche Arbeitszeit hinaus. Für Beschäftigte, die familiäre oder andere Verpflichtungen wie zum Beispiel ein Ehrenamt haben, kann Führung in Teilzeit die Übernahme von Führungsverantwortung erleichtern. Dies könnte insbesondere auch Frauen ansprechen, die nach wie vor den Großteil der unentgeltlichen Betreuungsaufgaben übernehmen. Allerdings ist die betriebliche Organisation von Teilzeit auf Führungsebenen oft schwierig. denn Führungskräfte müssen in vielen Unternehmen außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar sein und bereit sein, Überstunden zu leisten.
Führung in Teilzeit ist die Ausnahme. Im Jahr 2023 arbeiteten nur rund 13 Prozent aller Führungskräfte in Teilzeit. Mehr als die Hälfte von ihnen arbeitete vollzeitnah mit mindestens 28 Wochenstunden (Hammermann, 2023).
Unter weiblichen Führungskräften ist Führung in Teilzeit deutlich verbreiteter als unter männlichen Führungskräften. Rund 25 Prozent der Frauen und rund 6 Prozent der Männer in Führungspositionen arbeiteten im Jahr 2023 in Teilzeit (Hammermann, 2023). Die Geschlechterunterschiede in der Teilzeitarbeit auf Führungsebene spiegeln die der allgemeinen Teilzeitquote abhängiger Beschäftigter wider.
Der Anteil von Führungskräften in Teilzeit ist gestiegen, liegt aber immer noch deutlich unter dem Anteil Teilzeitbeschäftigter ohne Führungsverantwortung. Hipp et al. (2022, S. 5) finden bei Frauen zwischen 2006 und 2019 einen Anstieg von 6 Prozentpunkten (auf 32 Prozent). Bei Männern stieg der Anteil um 2 Prozentpunkte (auf 4 Prozent).
Am häufigsten arbeiten Männer und Frauen im Branchencluster öffentliche Verwaltung, Unterricht und Gesundheit in Teilzeit. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Anteil am geringsten (Hipp et al., 2022, S. 7). Die höchsten Anteile an Führungskräften in Teilzeit finden sich in den Berufsgruppen, in denen der Frauenanteil besonders hoch ist.
Deutschland lag beim Anteil der Führungskräfte in Teilzeit im Jahr 2019 im oberen Mittelfeld (Hipp et al., 2022, S. 9). Spitzenreiter sind die Niederlande (27 Prozent) und die Schweiz (25 Prozent), wohingegen die Anteile der Teilzeitführung in Rumänien und Bulgarien mit 1 Prozent und weniger sehr gering ausfallen.
Wie Führung in Teilzeit gelingen kann und wann die Arbeitsplatzteilung einer Führungsposition durch zwei oder mehr Personen, das sogenannte Job Sharing, sinnvoll ist, erfahren Sie auf der Website der Initiative neue Qualität der Arbeit, gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Dort finden Sie Erfahrungswissen und praktische Einblicke aus der AOK Baden-Württemberg zum Thema Führung in Teilzeit.
Hipp et al., 2022: Europäische Arbeitskräfteerhebung der Jahre 2006 bis 2019. Abhängig Beschäftigte im Alter von 25 bis 54 Jahren, die eine personenbezogene Kontroll- und Aufsichtsfunktion übernehmen und nach eigenen Angaben eine Teilzeitbeschäftigung ausüben.
Hammermann, 2023: IW-Beschäftigtenbefragung 2023. Abhängig Beschäftigte zwischen 18 und 65 Jahren, die nach eigenen Angaben in Teilzeit arbeiten und direkte(r) Vorgesetzte(r) für eine oder mehrere Mitarbeiter*innen sind.