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Arbeitslosigkeit durch Corona: Menschen mit Behinderungen sind weniger betroffen

Wie berufstätige Menschen mit Behinderungen das erste Corona-Jahr erlebt haben und wie sich die Pandemie auf die Arbeitslosenzahlen von Menschen mit einer Schwerbehinderung  ausgewirkt haben, zeigt unsere Infografik.

  • Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Schwerbehinderung ist seit Jahren rückläufig. Auch sie profitierten von der guten Konjunktur und dem robusten Arbeitsmarkt im vergangenen Jahrzehnt.
  • Mit den wirtschaftlichen Beschränkungen in Folge der Corona-Krise haben sich Erwerbstätigkeit und Beschäftigung deutlich verringert. Auch die Arbeitslosigkeit der Menschen mit Schwerbehinderung nahm zu, aber langsamer als bei den arbeitslosen Menschen insgesamt.
  • Eine Befragung von Menschen mit Behinderungen während der Pandemie ergab, dass mehr als die Hälfte keine langfristigen Folgen durch die Pandemie für ihre Berufstätigkeit oder Karriere befürchten.

In den vergangenen zehn Jahren ist die allgemeine Arbeitslosigkeit Jahr für Jahr weiter zurückgegangen. Zwischen 2011 und 2020 verringerte sich die Anzahl der arbeitslosen Menschen in Deutschland von rund 3 Millionen auf 2,7 Millionen. Bei den Menschen mit einer Schwerbehinderung verringerte sich die Anzahl der Arbeitslosen von 180.000 auf 169.000. Während der Pandemie war der Monat mit der höchsten Arbeitslosenzahl bisher der August 2020: In diesem Monat waren rund 2,96 Millionen Personen arbeitslos. Beim Vergleich des „Vor-Corona-Jahres“ 2019 mit 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, zeigt sich, dass 2020 insgesamt 14.995 mehr Menschen mit einer Schwerbehinderung arbeitslos waren als 2019 (+9,7 Prozent).

Auswirkungen der Pandemie aus Sicht berufstätiger Menschen mit Behinderungen

Eine Online-Befragung zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen durch die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation e. V. (DVfR) ergab, dass zwar ein Viertel der befragten berufstätigen Menschen mit Behinderungen ein erhöhtes Arbeitsplatzrisiko durch Corona sieht, aber etwas mehr als die Hälfte keine langfristigen Folgen für ihre Berufstätigkeit oder Karriere befürchtet.

Die Grafik gibt den Anteil arbeitsloser Menschen mit einer Schwerbehinderung beziehungsweise ihnen gleichgestellter Personen an. Dieser ist seit 2011 ebenso wie die Arbeitslosenquote insgesamt bis 2019 rückläufig und von 10,9 Prozent im Jahr 2019 im ersten Pandemiejahr auf 11,8 Prozent gestiegen. Der pandemiebedingte Anstieg fiel damit geringer aus als für alle Arbeitslosen. Hier stieg die Quote von 6,2 Prozent im Jahr 2019 auf 7,3 Prozent im Jahr 2020. Die Quoten basieren auf Daten der Bundesagentur für Arbeit und beziehen sich jeweils auf die eingeschränkte Bezugsgröße ohne ausschließlich geringfügig Beschäftigte und Selbstständige.

Insgesamt analysiert die Bundesagentur für Arbeit (BA) eine geringere Dynamik bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderungen durch die Pandemie. Sie führt dies hauptsächlich auf den besonderen Kündigungsschutz zurück, der Arbeitgeber verpflichtet, neben dem Betriebsrat  auch die Schwerbehindertenvertretung im Betrieb einzubeziehen und die Zustimmung durch das Integrationsamt einzuholen.

Die Grafik gibt an wie berufstätige Menschen mit Behinderungen die Corona-Pandemie erlebt haben und basiert auf Daten einer Onlinebefragung aus dem November und Dezember 2020 von rund 4.600 Personen, darunter rund 1200 berufstätige Menschen mit Behinderungen. Rund 61 Prozent der Menschen mit Behinderungen gaben an, dass ihre Berufstätigkeit durch Corona stärker digital ist. 76 Prozent hatten durch die Digitalisierung weniger Kontakte mit den Kollegen. Nur rund jede bzw. jeder Vierte sieht durch Corona ein erhöhtes Arbeitsplatzrisiko.

Schwierigere Bedingungen für den Jobeinstieg während der Pandemie

Die BA hat die Corona-Effekte des Anstiegs der Arbeitslosigkeit von April bis Dezember 2020 zerlegt und festgestellt: Nur vier Prozent des coronabedingten Anstiegs der Arbeitslosigkeit lassen sich mit einem direkten Übergang in die Arbeitslosigkeit erklären. Zwei Drittel des Anstiegs sind darauf zurückzuführen, dass die Menschen mit Behinderungen entweder keine arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nutzen konnten oder aber nicht direkt im Anschluss daran eine Beschäftigung fanden. Weitere 30 Prozent erklären sich ebenfalls mit der ausgebliebenen Beschäftigungsaufnahme aus der Arbeitslosigkeit (Bundesagentur für Arbeit, 2021,S. 11).

Die Arbeitslosigkeit der Menschen mit einer Schwerbehinderung ist längst nicht so dynamisch wie bei den Menschen ohne Schwerbehinderung: Das zeigt sich unter anderem in geringeren Zugangs- und Abgangsraten der Menschen mit einer Schwerbehinderung.

Die Grafik gibt die Anzahl der Menschen mit einer Schwerbehinderung oder ihnen gleichgestellte Personen an, die aus der Arbeitslosigkeit in den ersten Arbeitsmarkt gewechselt sind und weist die Anzahl in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gesondert aus. Zwischen Juli 2020 und Juni 2021 fanden 60.077 Menschen mit einer Schwerbehinderung eine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt, 56.592 von ihnen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Zum Vergleich: Zwischen Juli 2019 und Juni 2019 nahmen nur 55.959 Menschen mit einer Schwerbehinderung eine neue Arbeit auf. Die gleitenden Jahressummen stammen von der Bundesagentur für Arbeit.
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