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Arbeitsplatzgarantie soll Langzeitarbeitslosen helfen

Nach langer Arbeitslosigkeit wieder in Beschäftigung zu kommen, ist schwer. Ein Projekt untersucht, ob eine Arbeitsplatzgarantie Langzeitarbeitslosen hilft.

Die Rückkehr von Langzeitarbeitslosen auf den Arbeitsmarkt ist selbst bei guter Arbeitsmarktlage schwierig (Walwei, 2017). Die Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik sollen hier Abhilfe schaffen. Eines ihrer Instrumente ist die öffentlich geförderte Beschäftigung.

In Österreich testet der Arbeitsmarktservice Niederösterreich seit Oktober letzten Jahres einen weiteren Ansatz, um Langzeitarbeitslose in ein Arbeitsverhältnis zu vermitteln. Unter dem Titel „Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ finanziert er rund 150 Personen in der Gemeinde Gramatneusiedl für insgesamt drei Jahre einen Arbeitsplatz. Das jeweilige Arbeitsverhältnis wird entweder durch die 100 prozentige Lohnkostenübernahme in privaten Unternehmen, oft auch in gemeinnützigen Bereichen geschaffen (AMS, 2020).

Staat garantiert Tätigkeit zu festem Mindestlohn

Die Idee einer Jobgarantie ist nicht neu. Und doch ist das Pilotprojekt in Niederösterreich einzigartig. Im Kern geht es darum, dass der Staat jedem Arbeitslosen eine Tätigkeit zu einem vorher festgelegten Mindestlohn anbietet. Neben dem privaten Arbeitsmarkt, dem öffentlich (geförderten) Dienst sowie den Sozialleistungen für Arbeitslosengeld und Grundsicherung ist die Jobgarantie die vierte Säule des Arbeitsmarktes. In allen bisherigen Konzepten läuft die Finanzierung über die Bundesebene (Ehnts / Höfgen, 2019). Ebenso im hier beschriebenen Projekt. In Gramatneusiedl belaufen sich die geschätzten Kosten für das dreijährige Projekt auf rund 7,4 Millionen Euro (AMS, 2022).

Langzeitarbeitslose im Fokus des Pilotprojekts

Begleitet wird das Pilotprojekt durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Wien und Oxford. Mit qualitativen und quantitativen Methoden der Soziologie und Volkswirtschaftslehre untersuchen sie in der Forschungskooperation „marienthal.reversed“ den Übergang und die Auswirkungen einer Beschäftigung auf Langzeitarbeitslose (Flecker et.al. 2022). Die Anlehnung an die bekannte empirische Sozialforschung „Die Arbeitslosen aus Marienthal“ (Jahoda et.al. 1975) ist kein Zufall: Untersuchte die Studie der 1930er Jahre die Frage der Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit, fokussieren sich die Forscher heute auf die Aspekte der Lebenszufriedenheit, Gesundheitssituation und gesellschaftlichen Teilhabe durch eine Beschäftigung nach langer Arbeitslosigkeit. Die endgültigen Ergebnisse sollen im Jahr 2024 vorliegen und zeigen, ob sich eine solche Jobgarantie für Staat und Gesellschaft lohnt (Kasy / Lehner, 2020).

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