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„Die Flexibilisierung der Arbeitszeit wird künftig noch stärker ausgeprägt sein“

Die Arbeitszeit der Zukunft wird flexibler – davon ist Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser, ifaa-Direktor sowie Mitglied im Rat der Arbeitswelt, überzeugt. Im Interview spricht er über eine gelingende Vereinigung von betrieblichen Notwendigkeiten und Mitarbeiterwünschen.

  • Prof. Dr.-Ing. Sascha Stowasser, Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) sowie Mitglied im Rat der Arbeitswelt, erläutert im Interview die Faktoren guter Arbeitszeitgestaltung
  • Er ist überzeugt, dass die Arbeitszeit der Zukunft flexibler, gesünder und lebensphasenorientierter ausgestaltet sein wird
  • Betriebliche Notwendigkeiten und Mitarbeiterwünsche könnten dabei in einer Win-win-Situation miteinander vereint werden
Sascha Stowasser
Sascha Stowasser

Zeitliche und räumliche Flexibilität

Viele Arbeitszeitmodelle lassen heute immer mehr zeitliche und räumliche Flexibilität zu. Wie sieht die weitere Entwicklung aus?

Stowasser: Die Arbeitszeit der Zukunft wird flexibler, gesünder und lebensphasenorientierter. Flexibilität bedeutet, dass Unternehmen durchweg die Notwendigkeit haben, mit flexiblen Arbeitszeiten auf beispielsweise Kundenschwankungen und Prozessinstabilitäten zu reagieren. Auf der anderen Seite haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten. Diese doppelte Flexibilität führt zu einer Win-win-Situation und vereint betriebliche Notwendigkeiten mit den Mitarbeiterwünschen. Die Flexibilisierung wird in Zukunft noch stärker ausgeprägt sein, was den Arbeitsort, die Arbeitszeit, die Arbeitsorganisation und die Handlungsfreiräume angeht.

Zweitens: Gesündere Arbeitszeiten. Das betrifft vor allem die Schichtarbeit  , auf die unsere Gesellschaft und Wirtschaft nicht verzichten kann, denken wir nur an die Polizei, Pflegeberufe oder vollkontinuierliche Produktionsprozesse. Mittlerweile existieren sehr gute Modelle in der Arbeitswissenschaft, die es zulassen, gesunde und produktive Arbeitszeiten zu schaffen. Dies ermöglicht es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, lange und gesund ihr Berufsleben in Schichtarbeit verbringen zu können.

Drittens: die Lebensphasenorientierung. Die Bedürfnisse nach Länge, Lage und Verteilung der Arbeitszeit variiert im Laufe des Lebens. Stellen wir uns Beschäftigte vor, die nach dem Studium ungebunden sind, keine Familie haben und vielleicht mehr Stunden arbeiten wollen. Irgendwann kommt die Familienplanung, dann wird die Arbeitszeit heruntergefahren und so geht es das ganze Leben hindurch. Die Arbeitszeit trägt man nicht starr durch das ganze Leben, sondern variiert mit lebensphasenorientierten Arbeitszeiten.

Gute Arbeitszeitgestaltung

Was macht gute Arbeitszeitgestaltung aus Ihrer Sicht aus?

Stowasser: Eine gute Arbeitszeitgestaltung geht einerseits auf die betrieblichen Notwendigkeiten der Unternehmen ein. Unternehmen müssen Aufträge erfüllen, sie müssen flexibel sein. Gute Arbeitszeitgestaltung geht andererseits aber auch auf die Bedürfnisse der Beschäftigten ein. Diese beiden Faktoren zusammenzubringen, macht den Erfolg eines betrieblichen Arbeitszeitmodells aus.

Arbeitszeiten sind darüber hinaus erfolgreich, wenn sie arbeitswissenschaftliche Gestaltungsregeln einhalten. Wir – von der Arbeitswissenschaft – erforschen schon seit Jahrzehnten, wie gute Arbeitszeit und Schichtarbeit aussieht, so dass die Menschen lange mit der Arbeitszeit auskommen. Wenn diese Regeln erfüllt werden, führt es dazu, dass die Arbeitszeit von den Beschäftigten akzeptiert wird, dass sie positiv gelebt und erlebt wird, dass sie damit für das Unternehmen erfolgreich wird.

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