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Data Story: Ältere Beschäftigte

Die Erwerbstätigkeit von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zählt zu den zentralen Stellschrauben bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs. Gegenwärtig und auch noch in Zukunft wird es darauf ankommen, Ältere im Job zu halten und weiter von ihrem Wissen und Können zu profitieren. Deshalb hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass es sowohl für die Betriebe als auch die älteren Beschäftigten einfacher und attraktiver ist, weiterzuarbeiten statt abrupt in den Ruhestand zu gehen. Hierzu hat sie beispielsweise Teilrenten reformiert, die Befristungsmöglichkeiten von Rentnerinnen und Rentnern ausgeweitet oder die Hinzuverdienstgrenzen auch bei vorgezogenen Altersgrenzen abgeschafft. Doch wie genau sieht die Situation von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus? Das lässt sich mit fünf Punkten aus unserer Datensammlung Daten kompakt anschaulich beschreiben. 

Erwerbstätigkeit älterer Menschen steigt

Noch nie arbeiteten in Deutschland so viele Ältere wie heute, die Erwerbstätigkeit der Menschen ab 55 Jahren steigt stetig. So waren im Jahr 2022 knapp 74 Prozent der Menschen in dieser Gruppe erwerbstätig. Zehn Jahre zuvor waren es nur etwa 62 Prozent. Das hängt auch damit zusammen, dass inzwischen mehr ältere Frauen erwerbstätig sind. Auch wenn ihre Erwerbstätigenquote immer noch geringer ausfällt als die der Männer im gleichen Alter, verringert sich der Abstand zwischen den Geschlechtern kontinuierlich. Hierzu hat der boomende Arbeitsmarkt genauso beigetragen wie demografische Effekte und das Verhalten der Betriebe, die Frühverrentungen mittlerweile deutlich seltener als Instrument der Personalanpassung nutzen. Auch die Abschaffung der sogenannten Frauenrente, die bereits mit 60 Jahren bezogen werden konnte, hat dazu beigetragen, dass ältere Arbeitnehmerinnen länger arbeiten. Allerdings ist dadurch auch die Zahl der arbeitslosen älteren Frauen angestiegen. Ihre Wiederbeschäftigungschancen sind weiterhin gering (vgl. Geyer et al 2019). Zuletzt hat die Corona-Krise diese Tendenz für die gesamte Gruppe der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer  noch einmal verstärkt. So haben sie zwar vergleichsweise seltener ihren Job verloren, aber die Rückkehr in den Arbeitsmarkt ist besonders schwer (vgl. Walwei 2021).  

Zwischen den Älteren bestehen große Unterschiede

Differenziert man das Alter der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weiter, so zeigen sich deutliche Unterschiede. Beispielsweise liegt die Erwerbsbeteiligung der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen im gesamten Zeitverlauf deutlich oberhalb der Quote der 60- bis 64-Jährigen. Unterscheidet man nach Jahrgang und vergleicht also die 55-Jährigen mit den 56-Jährigen und 57-Jährigen usw., zeigt sich außerdem, dass die Erwerbstätigkeit mit jedem Lebensjahr zurück geht (siehe Infografik Beschäftigung Älterer steigt, doch Vollzeit ist vor der Rente selten). Ab einem Alter von 62 Jahren ist der Rückgang besonders stark. Ein wesentlicher Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeitet demnach nicht bis zur Regelaltersgrenze, sondern scheidet vorher aus dem Erwerbsleben aus (vgl. Richter et al 2022). Das hat häufig gesundheitliche Gründen, aber auch andere Faktoren wie Jobverlust oder fehlende Qualifikationen spielen eine Rolle (vgl. Blank/Brehmer 2023). Das führt dazu, dass das Alter, mit dem die Menschen durchschnittlich in Rente gehen, schon seit etwa einer Dekade nicht mehr weiter ansteigt, sondern bei etwa 64 Jahren stagniert (vgl. Kaboth/Brussig 2019).

Erwerbstätigkeit steigt mit dem Qualifikationsniveau

Ältere Menschen beteiligen sich aber weiterhin weniger am Erwerbsleben als jüngere. Das gilt aber nicht für alle Beschäftigungsgruppen gleichermaßen. Denn auch der berufliche Bildungsabschluss ist entscheidend für die Erwerbsteilhabe der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zwar steigt der Anteil der Älteren, die arbeiten, über alle Qualifikationsstufen hinweg stetig. Es gibt aber deutliche Unterschiede: In der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen sind aktuell deutlich mehr Menschen mit hohen Bildungsabschlüssen (83 %) beschäftigt als mit mittleren (73 %) oder geringen (59 %) Qualifikationen. Weiterbildungen sind daher essenziell, um Beschäftigte und Unternehmen darauf vorzubereiten, dass Ältere länger im Berufsleben bleiben. Allerdings nehmen ältere Menschen seltener an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teil als jüngere Altersgruppen (hier 30 bis 54 Jahre), auch wenn sich seit dem Jahr 2006 ein sehr leichter Aufwärtstrend erkennen lässt. Das gilt allerdings nur im Durchschnitt und nicht für alle Qualifikationsstufen gleichermaßen: Es sind vor allem ohnehin schon Hochqualifizierte, die sich weiterbilden.  Personen mit geringer Bildung bilden sich seltener weiter. (vgl. Fiebel et al. 2020).  

Vollzeit- und Teilzeit-Anteile verändern sich wenig

Der Blick auf die Arbeitszeit der älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zeigt ein konstantes Muster: Während Männer auch im Alter von 50 bis 65 Jahren weit überwiegend Vollzeit arbeiten, gehen etwa die Hälfte der Frauen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Allerdings gilt das nicht nur für die älteren Arbeitnehmerinnen: Auch in den jüngeren Altersgruppen, mit Ausnahme der jüngsten Altersklasse bis 24 Jahren, verteilen sich Männer und Frauen in nahezu identischer Weise auf Voll- und Teilzeitarbeitsplätze. Das hängt häufig mit der Geburt eines Kindes zusammen. Von den Müttern mit kleinen Kindern, die ins Berufsleben zurückkehren, arbeiten zwei Drittel (zunächst) in Teilzeit  (vgl. Sozialpolitik-aktuell.de 2023). Auch die jüngste Zunahme von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen von Frauen erstreckt sich über alle Altersgruppen. Das könnte zum einen damit zu tun haben, dass sich die Arbeitszeitwünsche wandeln.  Zum anderen könnte es auch mit Erfahrungen aus der Corona-Pandemie zusammenhängen, in der mehr Mütter als Väter und mehr Großmütter als Großväter ihre Arbeitszeit reduziert haben, um Kinder oder Enkel zu betreuen (siehe auch Mehr Mütter reduzieren ihre Arbeitszeit in der Pandemie). Damit hat die Pandemie noch sichtbarer gemacht, dass Frauen häufiger die unentgeltliche Sorgearbeit übernehmen und beruflich zurückstecken.  Eine Chance, die zunehmenden Fachkräfteengpässe  zu bekämpfen, ist deshalb, dass Teilzeit-beschäftigte Frauen mehr arbeiten. (vgl. KOFA 2023). 

Ähnlich wie mit der Arbeitszeit verhält es sich auch mit der Bedeutung von Wirtschaftszweigen. Die Verteilung der älteren Beschäftigten auf die verschiedenen Branchen entspricht überwiegend der Verteilung über alle Altersklasse. Ältere sind etwas seltener im Bereich Information und Kommunikation sowie dem Gastgewerbe beschäftigt als Jüngere. Relativ häufig arbeiten sie dagegen in der Öffentlichen Verwaltung (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2022).  

Mehr Ältere im Home-Office

Erst durch die Corona-Pandemie hat sich das Homeoffice in großem Stil durchgesetzt. Zuvor arbeitete nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Beschäftigten regelmäßig von zu Hause aus. Dabei zeigen sich nach wie vor deutliche Unterschiede: Beschäftigte in Dienstleistungsbereichen oder dem Großhandel arbeiten häufiger mobil als Beschäftigte im Einzelhandel oder im verarbeitenden Gewerbe (vgl. Ifo 2023). Auch mit höheren Bildungsabschlüssen und einem vergleichsweise hohen Einkommen nimmt die Verbreitung der Heimarbeit  zu (vgl. Sell 2023).  Darüber hinaus lassen die Daten erkennen, dass jüngere Beschäftigte häufiger im Homeoffice arbeiten, als ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 50 Jahren (siehe Abbildung). Allerdings hat die Verbreitung der Heimarbeit auch in dieser Altersgruppe während der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Im Jahr 2020 waren mehr als 12 Prozent regelmäßig auch von zu Hause aus tätig, weitere 7 Prozent der Älteren arbeiteten manchmal im Homeoffice. Zudem zeigen Studien, dass Ältere mit der Möglichkeit zum Homeoffice im Durchschnitt auch mehr Arbeitszeit zu Hause verbringen als noch vor der Pandemie (vgl. Trahms et al. 2023).

Langfristig – also auch über die Corona-Pandemie hinaus – könnten ausgeweitete Home-Office  -Regelungen auch für ältere Arbeitnehmerinnen attraktiv sein. Da sie seltener zur Arbeit pendeln müssen, sparen sie Zeit – und können so Beruf und familiäre Sorgetätigkeiten wie die Pflege von Angehörigen besser miteinander vereinbaren. Die Ausweitung von Homeoffice-Arbeitsplätzen könnte ältere Beschäftigte möglicherweise auch dazu ermutigen, länger im Erwerbsleben zu bleiben (vgl. Engstler et al. 2020). 

  • Die Daten stammen aus der Datenbank des Portals und sind unter Daten kompakt zu finden. Sie zeigen die Entwicklung der Erwerbstätigkeit älterer Menschen in Deutschland im Zeitraum zwischen 2000 und 2022. Die Werte geben an, wie viel Prozent der Personen im jeweiligen Altersintervall (z.B. 25 bis 74 Jahre, 50 bis 64 Jahre, 55 bis 64 Jahre) einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Die Anteile können Sie sich für alle Erwerbstätigen insgesamt anzeigen lassen. Zusätzlich können Sie Gruppen von Beschäftigten (nach Geschlecht, Alter oder Bildungsabschluss) auswählen und die Ergebnisse für diese Gruppen auswerten.  

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