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Mobilität auf dem Arbeitsmarkt - Arbeitsplatz- und Berufswechsel

  • Gute Arbeitsmarktlage der letzten Jahre mit kurzzeitigem Einbruch der Arbeitskräftenachfrage während der Pandemie
  • Sinkendes Arbeitskräfteangebot aufgrund demografischer Entwicklungen
  • Aus Sicht vieler Betriebe ist die Fluktuationsrate ein kritischer Indikator zur Messung der Mitarbeiterbindung, da der Prozess der Neubesetzung in der Regel aufwändig und teuer ist. Volkswirtschaftlich betrachtet erfüllen Personalbewegungen aber auch einen wichtigen Zweck, indem die Ressourcenallokation auf dem Arbeitsmarkt verbessert wird, wenn Beschäftigte in Jobs wechseln, die ihren Fähigkeiten besser entsprechen und eine höhere Wertschöpfung bzw. höhere Löhne realisieren.
  • Strukturelle Veränderungen durch digitale und ökologische Transformationen, aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie, verändern betriebliche Geschäftsmodelle und die berufliche Arbeitskräftenachfrage. Um den Veränderungen zu begegnen, braucht es (zunehmend) berufs- und branchenübergreifende Wechsel

Hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt durch begonnene und beendete Arbeitsverhältnisse

Jedes Jahr wird rund ein Drittel aller Beschäftigungsverhältnisse neu begonnen oder beendet. Der Fluktuationskoeffizient variierte zwischen 2007 und 2019 nur leicht (um gut 2 Prozentpunkte) – Beschleunigungstendenzen der Personalbewegungen sind nicht erkennbar.

Im zweiten Quartal 2020 sind die Personalbewegungen pandemiebedingt etwas zurückgegangen, da weniger Menschen einen neuen Job aufgenommen haben und ihren alten beendet haben. Dies erklärt sich zum einen dadurch, dass die Betriebe aufgrund hoher Unsicherheiten weniger Stellen neu ausgeschrieben haben und Beschäftigte in Krisenzeiten auch weniger gewillt sind, ihren (sicheren) Arbeitsplatz aufzugeben, um etwas Neues auszuprobieren. Zudem haben politische Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld oder Wirtschaftshilfen die Jobstabilität gefördert und Arbeitslosigkeit entgegengewirkt.

Fluktuationskoeffizient im Zeitverlauf Hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt durch begonnene und beendete Arbeitsverhältnisse Fluktuationskoeffizient, 2007-2021 Der Fluktuationskoeffizient wird gemessen als Verhältnis der durchschnittlich im Jahr begonnenen und beendeten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigtenverhältnisse zu dem durchschnittlichen Bestand an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung des Jahres. Quelle: Hammermann et al., 2022: Fluktuation auf dem deutschen Arbeitsmarkt – Institut der deutschen Wirtschaft (IW) (iwkoeln.de), S. 7 32,9 2007 32,7 31,2 32,1 32,9 31,5 2012 30,7 31,2 32,1 31,6 2016 32,8 33,4 33,1 29,8 30,2 2021

Personalabgänge im Branchenvergleich

Die meisten Personalabgänge sind durch die Beschäftigten selbst initiiert, in dem sie ihr Beschäftigungsverhältnis kündigen. Mitarbeiterkündigungen spielen in Deutschland eine deutlich stärkere Rolle als andere Gründe wie Entlassungen durch den Arbeitgeber, auslaufende Befristungen oder Renteneintritte. Rund 42 Prozent der Personalabgänge gingen 2021 auf Kündigungen durch den Arbeitnehmer zurück. Damit hat sich der Wert nach dem Einbruch im Jahr 2020 (mit 37 Prozent arbeitnehmerseitigen Kündigungen) wieder etwas stabilisiert.

Zwischen den Branchen zeigen sich große Unterschiede, während im Gastgewerbe rund 62 Prozent der Personalabgänge auf Arbeitnehmerkündigungen zurückgingen sind es in der öffentlichen Verwaltung gerade einmal 20 Prozent. Hier spielten mit 36 Prozent Abgänge in die Rente eine viel größere Rolle als im Gastgewerbe mit 3,8 Prozent Renteneintritten. In dem Vergleich beider Branchen spiegelt sich auch die unterschiedliche Altersstruktur wider. Auch das Gesundheits- und Sozialwesen hatte mit einem Anteil von rund 50 Prozent im Jahr 2021 einen vergleichsweise hohen Anteil an Arbeitnehmerkündigungen.

Gründe für die Beendung eines Beschäftigungsverhältnisses sind vielfältig Gründe von Personalabgängen¹ nach Branchen, 2021 in Prozent ¹ Anteil der jeweiligen Personalabgänge an allen Personalabgängen bezogen auf das erste Halbjahr des jeweiligen Jahres. ² Rente u.a.: (Vor)Ruhestand, Erwerbsunfähigkeit, „sonstige Personalabgänge“ nicht ausgewiesen. Quelle: IAB-Betriebspanel 2021, hochgerechnete Werte, IAB, 2022, Befristete Beschäftigung in Deutschland 2021, Stand Juli 2022, Tabelle Rente u.a.² Versetzung in anderen Betrieb des Unternehmens Einvernehmliche Aufhebung Ausbildungsende Befristungsende Arbeitgeberkündigungen Arbeitnehmerkündigungen Insgesamt 42,4 % 10,6 % 7,6 % 1,5 % 9,9 % 2,0 % 22,2 % Bitte wählen... Land- und Forstwirtschaft Bergbau Nahrungs- und Genussmittel Verbrauchsgüter Produktionsgüter Investitions- und Gebrauchsgüter Baugewerbe Handel, Instandhaltung und Reparatur Einzelhandel Verkehr und Lagerei Information und Kommunikation Gastgewerbe Finanz- und Versicherungsgewerbe Unternehmensnahe Dienstleistungen Erziehung und Unterricht Gesundheits- und Sozialwesen Sonstige Dienstleistungen Organisationen ohne Erwerbszweck Öffentliche Verwaltung 35,4 % 27,7 % 6,0 % 0,2 % 7,9 % 2,9 % 10,9 % Land- und Forstwirtschaft 33,6 % 13,3 % 6,7 % 0,9 % 26,1 % 1,6 % 11,5 % Bergbau 46,5 % 7,9 % 6,5 % 2,0 % 8,6 % 3,0 % 22,5 % Nahrungs- und Genussmittel 29,1 % 6,3 % 2,8 % 0,5 % 18,9 % 2,8 % 36,0 % Verbrauchsgüter 30,3 % 13,8 % 11,1 % 1,6 % 20,5 % 3,0 % 15,3 % Produktionsgüter 29,9 % 7,7 % 21,8 % 2,5 % 18,6 % 3,3 % 12,5 % Investitions- und Gebrauchsgüter 50,1 % 2,2 % 5,7 % 0,3 % 11,3 % 1,6 % 23,5 % Baugewerbe 50,6 % 4,2 % 4,4 % 1,2 % 10,3 % 6,3 % 19,7 % Handel, Instandhaltung und Reparatur 50,4 % 9,9 % 3,9 % 1,7 % 7,2 % 2,3 % 20,6 % Einzelhandel 41,0 % 11,6 % 6,2 % 1,4 % 12,1 % 1,7 % 22,5 % Verkehr und Lagerei 50,5 % 11,3 % 6,0 % 0,7 % 8,7 % 1,8 % 13,9 % Information und Kommunikation 62,0 % 5,0 % 5,9 % 0,7 % 3,8 % 4,3 % 15,9 % Gastgewerbe 52,1 % 5,6 % 6,2 % 3,3 % 22,8 % 2,6 % 5,5 % Finanz- und Versicherungsgewerbe 37,8 % 11,1 % 7,1 % 1,1 % 2,6 % 0,7 % 36,5 % Unternehmensnahe Dienstleistungen 36,8 % 14,6 % 10,0 %