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Potenziale zur Fachkräftesicherung: Fachkräfte aus Drittstaaten zunehmend im Fokus

Können Fachkräfte aus Drittstaaten  den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland ausgleichen? Obwohl das Interesse ausländischer Fachkräfte an einem Job und einer Karriere in Deutschland groß ist, machen nur wenige den Schritt und siedeln in die Bundesrepublik um. Viele Zuwanderungswillige schrecken vor sprachlichen Hürden zurück.

Vor dem Hintergrund stagnierender Zuwanderungszahlen aus dem EU-Ausland besteht insbesondere in der Zuwanderung aus Drittstaaten eine Chance, den Bedarf an Fachkräften  in Deutschland zumindest teilweise zu decken. Hierfür soll das Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung neue Wege der Migration für qualifizierte, berufserfahrene sowie potenzielle Fachkräfte aus dem EU-Ausland ermöglichen. Doch wie viele ausländische Fachkräfte sind tatsächlich daran interessiert, nach Deutschland zu ziehen?

Befragung zeigt Potenzial ausländischer Fachkräfte

Eine von der OECD in den Jahren 2022 bis 2023 durchgeführte, nicht-repräsentative Längsschnittstudie von im Ausland lebenden Fachkräften deutet auf ein erhebliches Potenzial an hochqualifizierten und motivierten Zuwanderungswilligen hin. An der ersten Befragung nahmen knapp 30.000 Personen teil, die sich für eine Erwerbstätigkeit in Deutschland interessieren. Dabei wies diese Personengruppe folgende Merkmale auf:

  1.  
     

    Nationalität

    Die häufigsten Nationalitäten waren Indien (19 Prozent), Kolumbien (10 Prozent) Türkei (9 Prozent) und die Philippinen (5 Prozent). 

  2.  
     

    Bildung

    Rund drei Viertel der Befragten verfügten über einen Hochschulabschluss. 

  3.  
     

    Sprache

    Rund 80 Prozent beherrschten die englische Sprache auf fortgeschrittenem oder höherem Niveau; etwas mehr als die Hälfte verfügte zumindest über Grundkenntnisse der deutschen Sprache.

  4.  
     

    Motivation

    Etwa 80 Prozent hatten zum Zeitpunkt der ersten Befragung bereits erste Maßnahmen für einen Umzug gestartet, etwa das Erlernen der deutschen Sprache oder die Jobsuche in Deutschland.

Die Befragten wurden innerhalb eines Jahres in zwei weiteren Folgebefragungen adressiert und zum Stand ihrer Einwanderungspläne sowie zu möglichen Hürden befragt.

Hintergrund/Methodik der Befragung

  • Die OECD führt im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales eine Online-Längsschnittstudie unter Fachkräften  durch. Dabei handelt es sich um eine der ersten Studien, die bisher zu dieser Fragestellung durchgeführt wurden. Die Grundgesamtheit der Befragung umfasst alle in Drittstaaten lebenden Fachkräfte, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und daran interessiert sind, zu Erwerbszwecken nach Deutschland einzuwandern. Die Befragung wurde über das offizielle Portal der Bundesregierung für ausländische Fachkräfte Make It In Germany beworben.

    An der ersten Befragung nahmen 28.914 Personen teil. An der Folgebefragung nur 10.164. An der Abschlussbefragung 6.275. Die Ergebnisse gelten als nicht-repräsentativ für die Gruppe der Fachkräfte aus Drittstaaten, die an einer Einwanderung nach Deutschland interessiert sind. Da die Gesamtanzahl und Zusammensetzung dieser Gruppe nicht bekannt ist, lässt sich die Repräsentativität der Befragung nicht bewerten.

     

Wer hat es nach Deutschland geschafft?

Die neuesten Ergebnisse der OECD-Längsschnittstudie zeigen, dass nur knapp 5 Prozent der etwa 6.000 Befragten, die sich über den gesamten Zeitverlauf an der Befragung beteiligt haben, inzwischen in Deutschland ansässig sind. Auch hier zeigt sich ein typisches Profil: In den meisten Fällen handelt es sich um männliche Hochqualifizierte mit geringer Berufserfahrung, die bereits vor ihrer Einreise nach Deutschland über Deutschkenntnisse und Anknüpfungspunkte in Deutschland, z.B. Verwandtschaft oder Freundschaften, verfügten. Zudem sind mehr als die Hälfte in Mangelberufen tätig, vor allem in den Bereichen Ingenieurwesen und IT-Dienstleistungen.

Die Motivation der Zuwanderungswilligen im EU-Ausland ist nach wie vor hoch. Allerdings haben nur weniger als 15 Prozent der an der letzten Befragung beteiligten Fachkräfte konkrete Schritte unternommen, um nach Deutschland einzuwandern. Einige Befragte gaben hingegen an, das Interesse an einer Zuwanderung nach Deutschland verloren zu haben: Dies waren vor allem IT-Fachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung und fortgeschrittenen Englischkenntnissen (vgl. OECD 2024). Vor allem deutsche Sprachkenntnisse – bereits bei Arbeitssuche aus dem Ausland – bleiben ein zentrales Hindernis.

Der Frage, wie attraktiv Deutschland als Einwanderungsland für qualifizierte Fachkräfte ist, gehen wir in unserem Beitrag Fachkräfteeinwanderung: Chancen und Hemmnisse für eine Beschäftigung in Deutschland nach. 

 

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