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„Weiterbildung muss zu einem selbstverständlichen Teil der Arbeitsbiografie werden“

Der Wandel der Arbeitswelt fordert Beschäftigten ein hohes Maß an Flexibilität ab – vom Arbeitsplatzwechsel bis hin zum Erlernen eines neuen Berufs. Wie sie dabei bestmöglich unterstützt werden können, erläutert Prof. Dr. Wolfgang Schroeder im Interview. Der Politologe ist Lehrstuhlinhaber an der Uni Kassel sowie Mitglied im Rat der Arbeitswelt.

  • Um Beschäftigte auf einem Berufsweg zu unterstützen, der ihnen immer mehr Flexibilität abverlangt, müssen individuelle Voraussetzungen berücksichtigt werden
  • Wichtigstes Mittel zur Förderung ist ein flächendeckend verfügbares Weiterbildungsangebot, das als vierte Säule unseres Bildungssystems anerkannt werden sollte
  • Von der Politik seien hierfür die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, fordert Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Lehrstuhlinhaber an der Universität Kassel und Mitglied im Rat der Arbeitswelt, im Interview
Prof. Dr. Wolfgang Schroeder
Wolfgang Schroeder

Herausforderungen

Der Wandel der Arbeitswelt fordert Beschäftigten eine hohe Flexibilität ab – vom Arbeitsplatzwechsel bis hin zum Erlernen eines neuen Berufs. Welche Voraussetzungen braucht es, damit sich Beschäftigte auf solche Herausforderungen einlassen?

Schroeder: Zunächst muss der Weg geebnet werden, der ihnen eine neue Ausbildung, ein neues Berufsbild, eine neue Tätigkeit ermöglicht. Das heißt, dass dafür die rechtlichen, materiellen und zeitlichen Bedingungen gegeben sein müssen. Das wiederum ist nicht so einfach zu realisieren, weil man einen Überblick darüber braucht, welche Möglichkeiten es gibt. Es bedarf einer gewissen Mobilität, und in vielen Fällen muss man auch die familiären Bedingungen berücksichtigen. Wenn jemand zum Beispiel alleinerziehend oder stark in der familiären Pflege engagiert ist, muss auch das eine Rolle spielen. Mit anderen Worten: Hier braucht es Unterstützung, hier muss ein Weg aufgezeigt werden, damit Ziele auch umgesetzt werden können.

Übergänge und Wechsel zwischen Branchen und Berufen

Wie gut ist unser Weiterbildungssystem dafür aufgestellt, um Menschen für Übergänge und Wechsel zwischen Branchen und Berufen fit zu machen? 

Schroeder: Unser Weiterbildungssystem hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Es ist eine sehr ausdifferenzierte Landschaft, aber unser System noch nicht so reif, dass es auf eine flächendeckende Herausforderung eingestellt ist. Es ist unübersichtlich, wenig transparent. Vor allen Dingen ist angesichts von Tausenden von Weiterbildungsanbietern und Zugangsschwierigkeiten zu Weiterbildungsangeboten eine bessere Unterstützung notwendig. Die Weiterbildung müsste existenziell als vierte Säule unseres Bildungssystems anerkannt werden. Weiterbildung muss zu einem selbstverständlichen Teil der eigenen Arbeitsbiografie werden, und Unternehmen müssen flächendeckend darin investieren.

Wenn wir da weiterkommen wollen, muss die Politik die Rahmenbedingungen setzen. Auch hier ist einiges passiert in den letzten Jahren. Aber wir haben noch ein großes Stück Weg vor uns, um eine professionelle und anerkannte Weiterbildungslandschaft zu etablieren.

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