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Geht’s mit der Lohnentwicklung ständig aufwärts?

In den letzten dreißig Jahren sind die realen Löhne in Deutschland gestiegen, seit 2010 sogar besonders stark. Aber nicht alle haben von einem Aufwärtstrend profitiert.

Wie sieht die Lohnentwicklung in Deutschland aus? Profitieren alle von einem gleichmäßigen Aufwärtstrend? Um diese Fragen beantworten zu können, analysieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Entwicklung realer Bruttostundenlöhne.

Was sind reale Bruttostundenlöhne (Reallöhne)?

Bruttostundenlöhne umfassen den Lohn oder das Gehalt vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben. Beim Reallohn  wird der Einfluss von Inflation oder Deflation auf das vereinbarte Arbeitsentgelt  berücksichtigt. Steigen die Reallöhne, heißt das, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer  können sich von ihrem Gehalt mehr leisten. Bei sinkenden Reallöhnen ist es umgekehrt.

Entwicklung der durchschnittlichen realen Bruttostundenlöhne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland, 1990 = 100

Die Infografik zeigt in einem Liniendiagramm die Lohnentwicklung der durchschnittlichen realen Bruttolöhne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland von 1990 bis 2019. Als Datengrundlage für die Auswertungen des WSI dient der Mikrozensus.

Drei Jahrzehnte geprägt von unterschiedlich starken Lohnzuwächsen

Die durchschnittlichen realen Bruttostundenlöhne (Reallöhne) in Deutschland sind über die letzten 30 Jahre gestiegen. Allerdings verlief diese Entwicklung nicht gleichmäßig: Zwischen 1990 und 1999 stiegen die preisbereinigten Bruttolöhne pro Jahr durchschnittlich um 1 Prozent, zwischen 2000 und 2009 lediglich um 0,1 Prozent und von 2010 bis 2019 um beachtliche 1,6 Prozent.

Der Grund für den zeitweise schwachen Anstieg: Zwischen 2004 und 2007 sanken die durchschnittlichen Reallöhne von Beschäftigten jedes Jahr. Seit 2011 steigen die realen Bruttostundenlöhne aufgrund der guten Konjunkturentwicklung in Deutschland. Allerdings profitierten nicht alle Beschäftigten in gleichem Maße von diesem positiven Trend.

Reallohnentwicklung: Menschen der untersten Lohngruppe verdienten 2018 weniger als 1995

Bruttostundenlöhne entwickeln sich je nach Lohngruppe unterschiedlich. Das belegen die Zahlen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer repräsentativen Wiederholungsbefragung, in der jährlich eine Gruppe von etwa 30.000 Privatpersonen befragt wird.

Zur genaueren Analyse der Lohnentwicklung unterteilen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Befragten des SOEP in zehn gleich große Lohngruppen (Dezile). Das erste Dezil  repräsentiert die zehn Prozent der Befragten, mit dem geringsten Bruttostundenlohn. Die am besten verdienenden Menschen werden im 10. Dezil zusammengefasst.

Wertet man die Zahlen des SOEP seit 1995 aus, zeigen sich folgende Ergebnisse:

  1. Der reale Bruttolohn der untersten Lohngruppe ist zwischen 2000 und 2008 um 20 Prozent gesunken. Die höchste Lohngruppe war in diesem Zeitraum nur geringen Einkommensschwankungen unterworfen.
  2. Seit 2013 steigen die Löhne in allen zehn Lohngruppen, allerdings fällt dieser Positivtrend unterschiedlich stark aus. Nicht alle Beschäftigten profitieren also in gleichem Maße von der allgemein positiven Lohnentwicklung in Deutschland.
  3. Die drei untersten Lohngruppen verdienten 2018 real weniger als 1995. Dies trifft auch auf die reichsten 10 Prozent der Befragten zu. Alle anderen Lohngruppen verdienten 2018 mehr als 1995.
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