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Menschen mit Beeinträchtigungen: hohe Erwerbstätigkeit und Arbeitszufriedenheit

Die Mehrheit der Menschen mit Beeinträchtigungen ist erwerbstätig und dabei zufrieden mit ihrer Arbeit – das zeigt der Teilhabesurvey im Bereich Arbeit.

Zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gibt es bei Beschäftigung und Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz kaum Unterschiede. Allerdings ist die Erwerbstätigenquote der Menschen mit selbsteingeschätzter Behinderung deutlich niedriger. Und auch die Arbeitszufriedenheit liegt mit 81 Prozent um 10 Prozentpunkte unter derjenigen der Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen. Das sind Ergebnisse des Teilhabesurveys, der umfangreichsten Befragung von Menschen mit und ohne Behinderungen, die je in Deutschland stattgefunden hat. Dabei unterscheidet die Studie zwei Gruppen, die in ihrem Alltag Einschränkungen wahrnehmen:

  • Menschen mit Beeinträchtigung: Personen mit mindestens einer länger anhaltenden körperlichen, seelischen, geistigen oder die Sinne betreffenden Beeinträchtigung, die im Alltag aber nach Selbsteinschätzung kaum oder nur wenig einschränkt.
  • Menschen mit selbsteingeschätzter Behinderung: Personen, die von sich sagen, mindestens eine Beeinträchtigung zu haben und im Alltag dadurch nach Selbsteinschätzung ziemlich oder stark eingeschränkt sind.

In beiden Gruppen befinden sich auch zahlreiche Personen mit einer anerkannten Schwerbehinderung  .

Ziel der Studie war es, empirisch abgesicherte Aussagen über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen zu erhalten und Inklusionshürden zu identifizieren. Hier die wichtigsten Erkenntnisse für den Arbeitsmarkt:

Erkenntnisse für den Arbeitsmarkt

  1.  
     

    Menschen mit und ohne Beeinträchtigung arbeiten gleich viel in Voll- und Teilzeit

    Zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gibt es keinen Unterschied bei Vollzeit- (57 %) und Teilzeit  -Beschäftigung (20 %), das heißt: 77 Prozent der Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit oder ohne Beeinträchtigung arbeiten in Vollzeit oder Teilzeit.

  2.  
     

    Menschen mit selbsteingeschätzter Behinderung deutlich seltener erwerbstätig

    Im Vergleich mit den Personen mit und ohne Beeinträchtigung, die zu 77 Prozent erwerbstätig sind, arbeiten von den Menschen mit einer selbsteingeschätzten Behinderung nur 59 Prozent, darunter 41 Prozent in Vollzeit und 18 Prozent in Teilzeit.

  3.  
     

    Beeinträchtigungen sind häufiger mit Arbeitslosigkeit und Vorruhestand verbunden

    Bei Arbeitslosigkeit und Rente/Vorruhestand gibt es dagegen große Unterschiede: Nur ein Prozent der nicht-beeinträchtigten Personen ist arbeitslos, aber 3 Prozent der Personen mit mindestens einer Einschränkung. Und während unter denjenigen ohne Beeinträchtigungen erst 4 Prozent im (Vor-) Ruhestand sind, gilt das für Personen mit Beeinträchtigungen für doppelt so viele, nämlich 8 Prozent. Von denen, die angaben, eine Behinderung zu haben, waren es sogar 16 Prozent. Mit 6 Prozent gibt es in dieser Gruppe zudem die meisten Arbeitslosen.

  4.  
     

    Menschen mit selbst eingeschätzter Behinderung setzen häufiger wegen Krankheit aus

    Menschen, die nach ihrer Selbsteinschätzung eine Behinderung haben, setzen bei der Arbeit häufiger aus als Personen ohne Beeinträchtigung. So berichten 16,2 Prozent der ersten Gruppe, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten mindestens 50 krankheitsbedingte Fehltage hatten. Von den Frauen ohne Beeinträchtigung berichteten dies 2,3 Prozent, von den Männern 1,5 Prozent.

  5.  
     

    Menschen mit Beeinträchtigungen werden am Arbeitsplatz meist gut unterstützt

    Die Studie hat Menschen mit Beeinträchtigungen auch gefragt, ob sie aufgrund ihrer Beeinträchtigung bei der Arbeit Unterstützung oder Hilfsmittel benötigen und diese auch tatsächlich bekommen. Dabei zeigte sich, dass Menschen mit selbsteingeschätzter Behinderung den höchsten Unterstützungsbedarf haben. Meist wurde dieser gedeckt. Beispielsweise sagten 12 Prozent, dass sie einen angepassten, barrierefreien Arbeitsplatz brauchen und auch haben. Nur drei Prozent sagten, dass sie ihn brauchen, aber nicht haben. Technische Hilfsmittel benötigen und haben 16 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer mit selbsteingeschätzter Behinderung. Hier berichteten jeweils vier Prozent, dass ihnen die richtigen technischen Hilfsmittel fehlen.

  6.  
     

    Die allermeisten sind zufrieden mit ihrer Arbeit

    Die Mehrheit der Erwerbstätigen ist in allen Gruppen „sehr zufrieden“ oder „etwas zufrieden“ mit ihrer Arbeit: Von den Frauen mit und ohne Beeinträchtigung sagen das jeweils 91 Prozent, von den Männern ohne Beeinträchtigung sogar 93 Prozent. Männer mit Beeinträchtigung stimmen dem zu 90 Prozent zu. Ein größerer Unterschied besteht wieder zwischen den Personen mit und ohne Beeinträchtigung einerseits und den Menschen mit einer selbsteingeschätzten Behinderung andererseits, deren Arbeitszufriedenheit etwa zehn Prozentpunkte niedriger liegt, aber immerhin noch über 80 Prozent: Frauen und Männer mit selbsteingeschätzter Behinderung geben je zu 81 Prozent an, sehr oder eher zufrieden mit ihrer Arbeit zu sein.

Zur Studie

  • Die im Juni 2022 erschienene Studie hat ein Konsortium im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt: Das Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas) hat zusammen mit der Hochschule Fulda, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und der Hochschule Duisburg-Essen über vier Jahre – von 2017 bis 2021 – mehr als 22.000 Personen in Privathaushalten sowie 3.354 Bewohnerinnen und Bewohner in 327 Einrichtungen befragt. Die Teilhabebefragung bezieht alle Gruppen von Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen mit ein, unabhängig von der Art der Beeinträchtigung. Neben dem Arbeitsmarkt untersucht die Studie Wohnsituation, Gesundheitszustand, Umweltbarrieren, Bildung, soziale Einbindung, materielle Sicherheit, politische und gesellschaftliche Teilhabe.

    Die komplette Studie finden Sie hier:

    BMAS, 2022, Abschlussbericht Repräsentativbefragung zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung, infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH, Forschungsbericht Nr. 598, Bonn

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