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Jobwechsel: Wann sich der Neuanfang für Beschäftigte finanziell lohnt

Oft entscheiden Beschäftigte sich dazu, sich beruflich umzuorientieren. Doch nicht immer bringt ihnen das mehr Gehalt. Studien zeigen, auf welche Faktoren es ankommt.

  • Kommt es zum Jobwechsel, hat sich oft der Beschäftigte selbst dafür entscheiden: In 44 Prozent der Fälle ist eine Arbeitnehmerkündigung Grund für Personalabgänge.  
  • Ob sich der Neuanfang finanziell lohnt, hängt von mehreren Faktoren ab. War eine Person zwischen zwei Jobs zum Beispiel länger arbeitslos, muss sie eher mit Lohneinbußen rechnen. Wer hingegen einen Großteil seiner Kompetenzen wieder einsetzen kann, kann mit einem Lohnanstieg rechnen. 
  • Häufige Wechsel in immer wieder neue Berufe sind nachteilig für die berufliche Entwicklung. Das gilt besonders für Geringqualifizierte.  

Berufliche Mobilität

Berufliche Mobilität, also sich im Lauf des Arbeitslebens um- oder neuzuorientieren, ist für Erwerbstätige  inzwischen normal. Und sie wird im Zuge der digitalen, ökologischen und demografischen Transformation immer wichtiger.

Unsere Data Story Mobilität auf dem Arbeitsmarkt - Arbeitsplatz- und Berufswechsel unterstreicht die hohe Dynamik auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Etwa ein Drittel aller Beschäftigungsverhältnisse werden jedes Jahr neu begonnen oder beendet. Der häufigste Grund für den Wechsel: die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer selbst. So zeigt unser Indikator, dass Arbeitnehmerkündigungen mit rund 44 Prozent der wesentliche Grund für Personalabgänge sind.

Das hat unterschiedliche Gründe, wie unsere Infografik zeigt: zum Beispiel eine bessere Bezahlung bei einem anderen Arbeitgeber, bessere Karrieremöglichkeiten oder auch den Wunsch nach anderen Arbeitsinhalten. Arbeitgeberkündigungen folgen mit etwa 22 Prozent. Dass Beschäftigte aufgrund eines auslaufenden befristeten Vertrags ausscheiden oder in Rente gehen, ist in 10 Prozent der Fälle ausschlaggebend.

Personalabgänge im Zeitverlauf

Vorhandenes Wissen erleichtert den Übergang

Ob sich ein Arbeitsplatzwechsel finanziell lohnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt: Wer nach längerer Arbeitslosigkeit einen neuen Job beginnt, muss häufiger mit Lohneinbußen rechnen als Personen, die nur einen Monat arbeitslos waren oder ohne zeitliche Pause - und damit vermutlich freiwillig - den Job wechseln. Im letzteren Fall sind Lohnzuwächse oder zumindest ein stabiles Lohnniveau am wahrscheinlichsten.

Ausschlaggebend ist auch, ob Beschäftigte Kenntnisse und Fähigkeiten aus ihrem Ausgangsberuf mitbringen und einsetzen können. Ist das so, erleichtert das den Übergang und den produktiven Einsatz von schon vorhandenem Wissen im neuen Beruf. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung hat genau diesen Aspekt genauer untersucht und kommt zu folgenden Erkenntnissen:

  1.  
     

    Beschäftigte, die Helfertätigkeiten ausführen, wechseln etwa doppelt so häufig den Beruf wie hochqualifizierte Expertinnen und Experten.  

  2.  
     

    Weitere Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen die Wechselhäufigkeit: 20- bis 29-Jährige wechseln ihren Beruf etwas dreimal so häufig wie 50- bis 59-Jährige. Frauen haben eine leicht niedrigere Wechselrate als Männer, Menschen mit Migrationshintergrund  eine leicht höhere als Menschen ohne Migrationshintergrund.

  3.  
     

    Beschäftigte aus Helfertätigkeiten wechseln am häufigsten in eine Fachkrafttätigkeit und steigen somit beruflich auf, während Beschäftigte auf Fachkraft  - und Expertenniveau am häufigsten innerhalb ihres Anforderungsprofils bleiben.  

  4.  
     

    Entscheidend ist der Berufsabschluss: Liegt eine abgeschlossene Berufsausbildung vor, wechseln knapp 80 Prozent Menschen in einen Beruf mit höherem Anforderungsprofil, während dies ohne Berufsausbildung lediglich auf etwa 55 Prozent zutrifft. Gleichzeitig sind ohne Berufsausbildung auch Abstiege deutlich wahrscheinlicher.

  5.  
     

    Lassen sich mindestens 30 Prozent der Kompetenzen auch im neuen Beruf einbringen, ergibt sich für die Beschäftigten ein zusätzliches Jahreseinkommen von knapp 3.500 Euro im Vergleich zu einer Person, die weniger als 10 Prozent ihrer Kompetenzen übernehmen konnte. Können zwischen 10 und 30 Prozent des alten Kompetenzprofils eingebracht werden, liegt das zusätzliche Jahreseinkommen immerhin bei fast 2.500 Euro.

  6.  
     

    Hinzu kommt, dass Personen, die vor einem umfangreichen Berufswechsel  stehen, bereits vorher häufig ein geringeres Einkommen hatten als Beschäftigte, die in einen ähnlichen Beruf wechseln. Der Unterschied zu anderen Berufswechslern nimmt also weiter zu, weil sie auch nach dem Wechsel finanziell weniger profitieren.

  7.  
     

    Häufige Wechsel in immer wieder neue Berufe wirken sich auch nachteilig auf die berufliche Entwicklung aus. Besonders davon betroffen sind Geringqualifizierte: Sie verfügen über keinen Berufsabschluss und damit auch über keinen anerkannten Nachweis ihrer beruflichen Kompetenzen. Die Autorinnen und Autoren betonen daher, wie wichtig Berufsabschlüsse, Weiterbildungen oder auch Teilqualifizierungen sein können, um Kompetenzen erwerben und nachweisen zu können.

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