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Arbeitszeit im Wandel der Arbeitswelt

Flexible Arbeitszeiten sind heute selbstverständlich - sowohl von ihrer Dauer als auch der Lage. Wie sich Arbeitszeiten verändern haben, beleuchtet unser Beitrag.

Ein Blick auf die Arbeitszeit in Deutschland zeigt: Die Deutschen arbeiten im Durchschnitt weniger als noch in den 1990er-Jahren – und sie haben immer flexiblere Arbeitszeiten. Damit wird der starre Acht-Stunden-Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr für immer mehr Menschen zum Auslaufmodell. Die Arbeitszeiten sind seit den 1980ern immer flexibler geworden. Das betrifft sowohl die Dauer als auch die Lage und die Verteilung der Arbeitszeit.

Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche sinkt

Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche sinkt

Im Jahr 2021 arbeiteten Abhängig Beschäftigte  älaut Eurostat im Durchschnitt 34,8 Stunden pro Woche und damit erstmals wieder so viel wie im Jahr 2016. Länger waren die durchschnittlichen Arbeitszeiten das letzte Mal im Jahr 2012. Im Jahr 1991 waren es durchschnittlich noch 37,3 Wochenstunden pro abhängig Beschäftigten. Der Blick auf die Entwicklung im Zeitverlauf zeigt, dass sich die durchschnittlichen Arbeitsstunden pro Woche seit 1991 nahezu stetig verringert haben. Das liegt vor allem daran, dass die Verbreitung von Teilzeitarbeit im Zeitverlauf stark zugenommen hat. Nach den Angaben von Eurostat arbeiten im Jahr 2021 rund 27,9 Prozent aller abhängig Beschäftigten in einer Form von Teilzeitarbeit.

Teilzeitarbeit ist nach wie vor eine Arbeitszeitform, die vor allem von Frauen ausgeübt wird. In Deutschland arbeitet fast jede zweite Frau in sozialversicherungspflichtiger Teilzeit  oder einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis, ein großer Teil sind Mütter. Sie verzichten häufig wegen persönlicher oder familiärer Verpflichtungen auf eine Vollzeitstelle (Althaber, 2018). Unter den Männern arbeitet hingegen nur etwa jeder zehnte in Teilzeit, dabei handelt es sich auch nur zu einem geringen Teil um Väter (Sozialpolitik-aktuell.de, 2021). Die Motive von Männern und Frauen Teilzeit zu arbeiten sind also immer noch unterschiedlich ausgeprägt.

In der Regel liegt der Umfang der Arbeitszeit einer Teilzeitstelle deutlich unterhalb einer Vollzeitstelle. Im Jahr 2021 arbeiteten abhängig Teilzeitbeschäftigte im Durchschnitt 21,8 Stunden pro Woche (Eurostat). Häufig handelt es einer sich bei Teilzeitstelle um eine geringfügige Beschäftigung, die mit vergleichsweise niedrigen Arbeitszeiten einhergeht. Vergleicht man aber verschiedene Formen von Teilzeit miteinander, so lässt sich in den vergangenen Jahren ein Trend zu längeren Teilzeitformen feststellen (Kümmerling/Haipeter, 2021).

Abhängig Vollzeitbeschäftigte in Deutschland arbeiten etwa um die 40 Stunden in der Woche, konjunkturell bedingt schlagen die Arbeitszeiten mal in die eine oder andere Richtung aus, im Jahr 2020 betrug die mittlere Arbeitszeit exakt 40 Stunden. In der Tendenz lässt sich bei ihnen außerdem ein Trend zur Arbeitszeitverkürzung feststellen – aber erst seit dem Jahr 2012. Eine Entwicklung zu zunehmend längeren Arbeitszeiten, wie es bis kurz nach der Finanzkrise zu beobachten war, scheint gebrochen. Die Arbeitszeiten Vollzeitbeschäftigter gehen seitdem zurück. Die Ursache dafür ist vor allem ein Rückgang der Überstundenarbeit (Brauner et al.,2020), die sich wiederum zumindest zum Teil darauf zurückführen lassen, dass Arbeitgeber vermehrt Arbeitszeitkonten eingeführt haben (Schäfer, 2021)

In den Branchen wird unterschiedlich lang gearbeitet

In den Branchen wird unterschiedlich lang gearbeitet

Auffällig sind auch die deutlichen Unterschiede der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit zwischen den Branchen. Ursache hierfür sind unter anderem unterschiedliche Tarifverträge (so vorhanden), aber auch ein unterschiedlich hoher und in unterschiedlicher Geschwindigkeit wachsender Teilzeitanteil in den Branchen (Kümmerling et al., 2017).

Arbeitszeiten immer flexibler

Arbeitszeiten immer flexibler

Für die meisten Berufe ist heute Arbeitszeitflexibilität selbstverständlich, insofern es die Tätigkeitsanforderungen ermöglichen. Das war aber nicht immer so. Ursprünglich wurden die starren Arbeitsanfangs- und Endzeiten auch nur flexibilisiert, um das Verkehrsaufkommen zu entlasten. Sehr früh und vor allem im öffentlichen Dienst wurde dazu die klassische Gleitzeit eingeführt (INQA 2019).Heute haben flexible Arbeitszeiten vor allem den Sinn, einer schwankenden Auftragslage zu begegnen oder den individuellen Zeitbedürfnissen der Beschäftigten nachzukommen.

  • Die folgenden Links sollen Ihnen helfen, einen Eindruck über die Möglichkeiten zu erhalten und Sie bei der Wahl der geeigneten Modelle für Ihren Betrieb/Ihr Unternehmen zu unterstützen.
  • Die Arbeitszeit der Zukunft wird nicht nur flexibler, sondern auch individueller, sagt Sven Hille, Leiter des Fachbereichs Arbeitszeit und Vergütung am Institut für angewandte Arbeitswissenschaft in Düsseldorf. Lesen Sie hier das ganze Interview.
  • Dagegen sieht Yvonne Lott den Vorteil in der deutschen Regelung im besseren Schutz der Beschäftigten sowie bessere Planbarkeit und Verlässlichkeit im Arbeitsalltag.

Das Ausmaß der geforderten und gewährten Flexibilität kann aber je nach Job sehr unterschiedlich ausfallen (BAuA, 2019). Für eine bessere Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Freizeit sind vor allem Flexibilitätsmodelle, die den Beschäftigten Arbeitszeitautonomie gewähren, wichtig. Die Arbeitszeitbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz  und Arbeitsmedizin (BAuA) zeigt für viele Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung einen Anstieg zwischen 2015 und 2019. Auch wenn diese Entwicklungen grundsätzlich über alle Beschäftigtengruppen hinweg zu beobachten sind, haben aber vor allem Beschäftigte mit Vollzeittätigkeit, Höherqualifizierte, jüngere Beschäftigte, Männer und Beschäftigte mit Partnerin bzw. Partner und Kind häufiger Möglichkeiten zur Flexibilität (Backhaus/ Wöhrmann/ Tisch, 2020).

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Mai 2019 sind Arbeitgeber in allen Mitgliedstaaten der EU verpflichtet, die gesamte Arbeitszeit ihrer Beschäftigten zu erfassen und dafür nationale Regelungen zu erlassen. Eine feste Frist wurde allerdings nicht gesetzt. In Deutschland gilt bislang, dass nur Überstunden und Arbeitszeiten an Sonn- und Feiertagend durch die Arbeitgeber erfasst werden. Wo liegen nun die Chancen und wo die Risiken einer vollständigen Arbeitszeiterfassung? Wir stellen die wichtigsten Pro- und Contra-Argumente vor.

Schließlich hatte die Corona-Pandemie Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung vieler Betriebe und Beschäftigter. Manche konnten ihre Arbeit im Homeoffice fortsetzen. Andere mussten Kurzarbeit  anmelden oder ihre Geschäfte ganz schließen. Unsere Kennzahl zeigt das Ausmaß der Arbeitszeitreduzierung im Jahr 2020.

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